Swiss Sepsis Declaration 2025: Gemeinsam gegen Sepsis
Wie wir uns engagieren und wie wir etwas verändern werden.
Sepsis ist ein medizinischer Notfall und in der Schweiz eine ernsthafte Gesundheitsgefahr, die jährlich ähnlich viele Fälle verursacht wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Es handelt sich um eine lebensbedrohliche Reaktion des Körpers auf eine Infektion, die häufig unterschätzt, zu spät erkannt oder nicht richtig behandelt wird. Doch Sepsis kann heute besser erkannt und gezielter therapiert werden, was die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung deutlich erhöht. Jede und jeder von uns kann dazu beitragen, das Bewusstsein zu schärfen und Sepsis frühzeitig zu erkennen, um schwerwiegende Folgen zu vermeiden. Wir Unterzeichnerinnen und Unterzeichner dieser Erklärung setzen uns im Rahmen des Swiss Sepsis Program (SSP) sowohl privat wie auch beruflich dafür ein, dass die Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation breiter bekannt und genutzt werden.
Kürzlich unterzeichnet von
Die durchschnittliche Lebenserwartung in der Schweiz ist so hoch wie nie zuvor. Und unser Wissen über Gesundheit ist so umfangreich wie nie zuvor. Trotzdem ist Sepsis in der Schweiz weiterhin viel zu wenig bekannt und oft unterschätzt.
Viel zu wenig bekannte Gefahr
Sepsis ist keine «Blutvergiftung», wie häufig vermutet wird. Sepsis entsteht, wenn die Reaktion des Körpers zur Abwehr einer Infektion (meist durch Bakterien oder Viren) ausser Kontrolle gerät. Wird Sepsis nicht rasch erkannt und behandelt, kann sie zu Schock, Organversagen mit Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Behandlung oder gar zum Tod führen. Nach einer Sepsis leiden zudem viele Überlebende noch jahrelang an körperlichen und psychischen Folgen. Dies Tatsachen sind noch viel zu wenig bekannt. Sepsis ist ein medizinischer und zeitkritischer Notfall und genau wie ein Schlaganfall oder ein Herzinfarkt bedarf sie unverzügliche medizinische Hilfe.
Weiterhin alarmierend hohe Zahl der Fälle
Sepsis kann jede oder jeden von uns jederzeit treffen, unabhängig von Alter und Geschlecht. Ebenso unsere Nächsten, unsere Kinder, Eltern, Partnerinnen und Partner, Freundinnen und Freunde sowie Kolleginnen und Kollegen. Ganz besonders gefährdet sind ältere Menschen, Säuglinge und Personen mit chronischen Krankheiten oder geschwächtem Immunsystem.
In der Schweiz erkrankt durchschnittlich alle 25 Minuten eine Person an Sepsis, mit einschneidenden Folgen für Gesundheit und Leben. Etwa alle 2,5 Stunden stirbt ein Mensch an Sepsis in diesem Land. Diese Zahlen sind über die letzten Jahre nicht gesunken. Sie entsprechen schweizweit rund 20’000 Sepsis-Fällen und rund 4’000 Sepsis-Todesfällen pro Jahr. Zum Vergleich: Bei Herzinfarkten beläuft sich die Anzahl Fälle jährlich auf rund 19’000 und bei Schlaganfällen auf rund 22’000. In der Schweiz stirbt jährlich eine vergleichbare Zahl von Menschen an Sepsis wie an Darm-, Brust-, und Prostatakrebs zusammen.
Ebenso alarmierend ist: Die Dunkelziffer aller Sepsis-Fälle dürfte deutlich höher liegen. Viele Fälle werden nicht als Sepsis erkannt oder nicht entsprechend dokumentiert. Erkrankungen, die ausserhalb des Spitals behandelt werden, fliessen zudem meist nicht in die Statistiken ein.
Eine Milliarde Franken jährliche Kosten
Durch die 20’000 Sepsis-Fälle ergeben sich in den Schweizer Spitälern direkte Behandlungskosten von über einer Milliarde Franken pro Jahr. Hinzu kommen weitere Kosten durch Nachsorge, Rehabilitation, Wiedereintritte und Langzeitfolgen sowie Belastungen durch Arbeitsausfälle, verminderte Lebensqualität und frühzeitige Todesfälle. Die Gesamtkosten der Sepsis für die Schweiz dürften deshalb im Bereich von mehreren Milliarden Franken pro Jahr liegen.
Voraussetzungen für Verbesserungen sind gegeben
Der Schweizerische Nationale Aktionsplan gegen Sepsis (SSNAP) wurde 2022 von Behörden und Fachleuten verabschiedet. Die Eidgenössische Qualitätskommission (EQK) hat für die Umsetzung des Aktionsplans das Swiss Sepsis Program (SSP) mit einer Laufzeit von 2023 bis 2028 lanciert und die Leitung und Koordination an Fachpersonen aus drei führenden Schweizer Spitälern übergeben. Dieses nationale Programm setzt sich für eine bessere Aufklärung, für Schulung, Früherkennung und Behandlung von Sepsis in der Schweiz ein.
Persönliches und gemeinsames Engagement
Wir setzen uns in den nächsten Jahren persönlich und in unserem beruflichen wie privaten Umfeld dafür ein, auf Sepsis hinzuweisen und dadurch einen Beitrag zu leisten, die Auswirkungen der Sepsis auf Patientinnen, Patienten und Familien zu reduzieren. Wir erklären hiermit,
- dass wir über Sepsis sprechen, wenn es um Gesundheit und Leben geht – denn diese Gefahr und die Möglichkeiten, Sepsis zu verhindern oder wirksam zu behandeln, müssen bekannter werden.
- dass wir frühzeitig auf die Gefahr von Sepsis hinweisen, wenn bei Infektionen ungewohnte Beschwerden auftreten – denn Sepsis ist immer ein medizinischer Notfall und muss als solcher rasch erkannt und behandelt werden.
- dass wir in unserem beruflichen Umfeld die nötigen Vorkehrungen treffen, damit Sepsis künftig besser und früher erkannt und behandelt wird – denn der Schutz vor Sepsis ist umso besser, je mehr wir darüber wissen und uns gemeinsam dafür einsetzen.
Wir werden diese Aktivitäten unterstützen, überall dort und auf die Weise, wie es für jede und jeden von uns möglich ist. Wir sind zudem bereit, uns in unserem beruflichen wie privaten Umfeld sowie öffentlich für weitere Unterstützung einzusetzen.
So wollen wir dazu beitragen, Sepsis zu verhindern, schneller zu erkennen und zu behandeln.